Kontaktlinsenanpassung:

Bei der Anpassung von Kontaktlinsen muß man zwischen harten und weichen Linsen unterscheiden.

Die Anpassung von harten Kontaktlinsen muß aufgrund ihrer mangelnden Flexibilität und der Unabdingbarkeit eines ganz genauen Sitzes, um Beschwerdefreiheit zu erzielen, auf jeden Fall von einem Fachmann durchgeführt werden.

Bei der Anpassung von weichen Linsen hat es sich leider eingebürgert, daß man aufgrund ihrer guten Anpassungsfähigkeit etwas großzügiger ist und erzielt auch ohne genaue Anpassung und mit Standardmaßen oft einen vermeintlich guten Sitz bei Beschwerdefreiheit. Daraus hat sich die heute zunehmend übliche Methode entwickelt, daß sich Patienten “einfach mal” was im Internet bestellen oder im Supermarkt kaufen. Dies führt jedoch häufig mittelfristig zu Problemen bis zu dauerhaften Sehbeeinträchtigungen, da die Linse von der Form evtl. doch nicht so passt. Dies kann übrigens trotz gutem Sehvermögen und Komfort zu Beginn der Fall sein. Es ist ein bißchen so als wenn man einen Wanderschuh im Internet bestellt, statt ihn erst mal genau im Geschäft auszuprobieren. Eine präzise Anpassung durch einen Fachmann ist nach wie vor die einzige Methode sich solche Ärgernisse und womöglich Dauerschäden am Auge zu sparen.

Eine zusätzliche regelmäßige augenärztliche Kontrolle ist insbesondere bei weichen Linsen unabdingbar, da sie - aufgrund ihres dichten Sitzes auf der Hornhaut - unauffälliger - d.h. man merkt zu lange nichts - zu größeren Problemen führen als die harten Linsen.

Was bedeuten die Maße auf der Kontaktlinsenverpackung ?

1. Stärke:

Die Stärke der Kontaktlinse wird in Dioptrien (dptr) angegeben. Bei Kurzsichtigkeit ist ein Minus (Minuslinse) davor und bei Weitsichtigkeit ein Plus (Pluslinse). Bei reiner Weit oder Kurzsichtigkeit spricht man von einer “sphärischen” Linse. Liegt zusätzlich noch eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) vor, spricht man von einer “torischen” Linse. Dann sind mehrere Werte angegeben. Z.B. bei -4,0/-2,5/90° heißt das, daß eine Kurzsichtigkeit von -4dptr und eine Hornhautverkrümmung von -2,5dptr bei einer Achse von 90 Grad vorliegt (siehe auch unter Sehfehler). Die Werte der Brille können aus mehreren Gründen nicht immer 1:1 auf die Kontaktlinse übertrgen werden. Bei den sphärischen Werten der Kontaktlinsen ist bis 4 dptr. kein großer Unterschied zu den Brillenwerten. Darüber aber schon, da die Linse ja näher am Auge sitzt als die Brille und die optische Wirkung daher anders ist. Eine Kurzsichtigkeit braucht dann weniger starke Werte in der Kontaktlinse als in der Brille. Ein Beispiel: Die Brille hat -7,25 und die entsprechende Kontaktlinse hat dann -6,5 Dioptrien. Bei einer Hornhautverkrümmung kommt zum Tragen, dass die Linse durch ihre Flüssigkeit darunter einen Teil schon von selber ausgleicht und daher der Wert nicht immer so stark wie in der Brille sein braucht. Letzendlich muss man immer die zu vermutenden Stärke einsetzen und dann sehen ob es sitzt und das Sehen gut ist und ansonsten Änderungen der Werte vornehmen.

2. Durchmesser:

Der klare Bereich des Auges - also die Hornhaut des Menschen - hat im Mittel einen Durchmesser von 11,5 mm. Eine harte Kontaktlinse ist ca. 2 mm kleiner (meist 9,3-9,9 mm), da sie nur auf der Hornhaut bleiben und den Randbereich nicht berühren darf. Eine weiche Linse ist ca. 1-2,5mm größer (kommt sehr auf das Modell an) also ca. 14 mm im Durchmesser. Hier ist es andersherum, der Rand der Linse muß immer im weißen Bereich des Auges bleiben und darf den Hornhautrand nicht berühren. Auf der Kontaktlinsenverpackung ist der Durchmesser angegeben. Manchmal steht da: “DIA” für Diameter = Durchmesser. Weicht der Hornhautdurchmesser deutlich von der Norm ab, müssen gegebenenfalls andere Durchmesser der Kontaktlinse gewählt werden. Auch Spezialanfertigungen sind bei ungewöhnlichen Augen evt. notwendig.

3. Der Linsenrückflächenradius:

Als weiterer Wert steht auf der Verpackung der Linse häufig ein “BC” für Basiskurve. Die Krümmung der Rückfläche der Linse muß zur Krümmung der Augenoberfläche (Hornhautradius) passen. Angegeben wird hier der Radius der Krümmung. Man muß sich die Linsenrückfläche einfach Fortdenken bis ein Kreis entsteht und dessen Radius wird angegeben. Bei weichen Linsen ist dies meist 8,3 bis 8,6. Bei den meisten modernen Monatslinsen ist nur noch ein Radius erhältlich. Das bedeutet, daß man nur mit einem von der Form her im mittleren Bereich liegenden “Standardauge” mit diesen Linsen dauerhaft glücklich wird. Manchmal wird hier auchvon “Medium” für mittleren Hornhautradius gesprochen. Bei sehr kleinen Augen ist die Krümmung stärker, der Hornhautradius kleiner/ ”steiler”. Bei großen Augen muß ein größerer/”flacherer” Hornhautradius gewählt werden. Dann sind evt. Maßanfertigungen notwendig. Bedeutsam ist diese Krümmung nur für den optischen Teil der Linse. Hier unterscheidet man Innenoptikzone (Krümmung auf der Rückseite) und Frontoptikzone (Krümmung auf der Vorderseite). Zusammen gibt dies die optische Wirkung der Linse. In den Randbereichen ausserhalb der Optikzone liegt eine andere Krümmung vor, die das bessere Gleiten ermöglichen soll. Vergleichbar ist dies mit einem Ski, der ja vorne auch hochgebogen ist.

4. Die Sauerstoffdurchlässigkeit:

Sie wird mit dem sogenannten DK-Wert beschrieben. Um 20 ist mäßig, um 50 hoch und 80-120 ist eine sehr hohe Sauerstoffdurchlässigkeit, wie sie vor allem bei diesbezüglich sensiblen Augen und bei Sportlern bevorzugt werden sollte. Über Nacht getragene Linsen sollten einen Wert von mindestens 125 besitzen. Dies ist nur bei Silikonhydrogellinsen der Fall (s.Kontaktlinsenmaterialien)

5. Der Wassergehalt:

Er hat Bedeutung für die Verträglichkeit bei trockenen Augen und bei austrocknenden Berufen, wie Bildschirmarbeitsplätzen.. Siehe auch unter Kontaktlinsenmaterialien. Ausser bei Silikonhydrogellinsen bedeutet ein hoher Wassergehalt auch eine bessere Sauerstoffdurchlässigkeit. Große Unterschiede entstehen hier aber wieder durch die unterschiedliche Verdunstungsrate, denn der Wassergehalt ist nicht konstant. Hier sollte immer eine Linse gewählt werden, die das Wasser auch gut hält.

6. Das Material:

Das Material der Linse hat enorme Bedeutung für die Verträglichkeit und hier gibt es einen für den Laien nicht mehr übersehbaren Markt. Näheres auch unter Kontaktlinsenmaterialien.

Wie erkennt man, daß die Linse richtig sitzt ?

Während alle Berechnungen vorher theoretisch bleiben und man nicht einfach so, sicher sagen kann, daß eine bestimmte Linse richtig sitzt, entscheidet letztendlich die Sehschärfe mit Kontaktlinse und die Trageprobe und das genaue Betrachten der Beweglichkeit und des Sitzes ob eine Linse richtig ist. Der subjektive Komfort ist natürlich wichtig aber sagt leider häufig nicht genug darüber aus, ob die Linse wirklich passend ist.

Bei harten Linsen wird ein Farbstoff (Fluorescein) ins Unterlid getropft um den Sitz und die Tränenfilmmenge unter der Linse beurteilen zu können. Dieser sollte gleichmäßig sein und nicht im Zentrum der Linse deutlich mehr (Radius zu steil) oder am Rand deutlich mehr (Radius zu flach) vorhanden sein. Die Linse soll die Pupille gut bedecken und nie den Hornhautrand, sowie nicht dauerhaft die Lidkante berühren. Sie sollte leicht beweglich (1-2mm) beim Lidschlag sein und kein deutliches Fremdkörpergefühl beim Tragen bereiten.

Bei weichen Linsen darf nicht mit dem Farbstoff gearbeitet werden, da er die Linse verfärbt. Hier muß man mehr auf die Beweglichkeit und Luftblasenbildung achten. Bildet sich unter der Mitte der Linse beim Einsetzen leicht eine Luftblase ist der Radius zu steil, es muß eine flachere Linse gewählt werden. Hierfür spricht auch, wenn sich die Linse beim Spreizen der Lider kaum bewegt. Sie sitzt dann zu fest, wie ein “Saugnapf” und es kommt zu wenig Sauerstoff zur Versorgung der Hornhautoberfläche darunter. Verrutscht/dezentriert die Linse zu leicht bis über den Hornhautrand, daß heißt ist sie zu beweglich, ist der Radius zu flach, es muß eine steilere Variante gewählt werden. Am besten bewegt sich die Linse 1-2mm beim Lidschlag und reicht 1-2mm über den Hornhautrand (Limbus). Unten darf es auch etwas mehr als oben sein.

Wer passt an ?

Augenärzte, Optiker und spezialisierte Linsenzentren. 80% der Erstanpassungen werden von Optikern durchgeführt. Der Rest von Augenärzten. Der Grund für den Rückzug zahlreicher Augenärzte ist die preisliche Konkurrenz im Linsenverkauf. Große Optikerketten und das Internet können hier einfach niedriger liegen. Letztendlich ist es auch egal, wer die Linse anpasst, solange er das beherrscht und bei Problemen entsprechend weiterschickt. Der medizinsche Teil, d.h. Ausschlußkriterien, gesundheitliche Probleme und Komplikationen kann nur der Augenarzt beurteilen. Insofern sollte hier auch eine regelmäßige Kontrolle erfolgen, selbst wenn ein erfahrener optischer Anpasser den Kontaktlinsenträger betreut. Als ausgesprochene Spezialisten, die sich auch Richtlinien und Pflichtweiterbildungen unterwerfen, gibt es die Mitglieder von Interlens (http://www.interlens.de/), die Vereinigung Deutscher Contactlinsen-Speziaisten e.V. (VDCO) (http://www.vdco.de/) und anerkannte Spezialisten des Zentralverbandes der Augenoptiker (http://www.zva.de/spezialisten). Innerhalb der großen Optikerketten gibt es aber auch spezielle Fortbildungen für Anpasser. Eine Studie zum Kontaktlinsennachkauf ergab als Quelle 6% Augenärzte und 65% Augenoptiker. 29% erfolgte über Versand, also Internet und Drogerien.

(Stand 26.06.2021)