Sehschule:

In der Augenheilkunde gibt es einige ergänzende beziehungsweise Assistenz-Berufe, die Zusatzaufgaben zu denen des Augenarztes übernehmen. Im folgenden werden diese kurz beschrieben.

Hallo Du

Was ist eine Sehschule ?

Unter dem Begriff “Sehschule” versteht man Einrichtungen an Kliniken oder in Augenarztpraxen, in denen Orthoptistinnen in Zusammenarbeit mit Augenärzten Augenbewegungsstörungen (Schielen und Augenzittern z.B.), Sehschwächen und alle damit zusammenhängenden Krankheitsbilder behandeln. Die Sehschule trägt heute ihren Namen nur noch bedingt zu Recht, weil durch Früherkennung und neue Therapieverfahren die aufwendige Schulungsbehandlung - früher die Haupttätigkeit der Orthoptistin - häufig vermieden werden kann. Sowohl Kinder als auch Erwachsene, die an Schielen erkrankt sind, kommen in die Sehschule.

Es obliegt der Orthoptistin, die Untersuchung und Behandlung patientengerecht zu gestalten. Insbesondere bei Kleinkindern (siehe Untersuchung von Kleinkindern) bedarf dies spezieller Maßnahmen, spezieller Untersuchungsformen und großer Einfühlsamkeit und Geduld. In Augenarztpraxen mit weniger Kindern im Patientengut gibt es keine Sehschule oder Orthoptistin und der Augenarzt übernimmt diese Aufgaben selbst. An großen Augenkliniken gibt es verschiedene Abteilungen und wenn hier von der Sehschule die Rede ist, meint man schlicht und einfach die Schielambulanz, in der die gesamte Diagnostik und Therapie rund um das Schielen erfolgt.

Was ist die Aufgabe der Orthoptistin ?

Das Wort Orthoptistin kommt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus: ortho(s) = gerade und opsis = Sehen. Die Orthoptistin beschäftigt sich also mit dem “Geradesehen”, dem Ziel ihrer Tätigkeit. Die Aufgabe besteht darin, bei der Verhütung (Prophylaxe), der Erkennung (Diagnose) und der Behandlung (Therapie) von Schielerkrankungen (Strabismus), Sehschwächen (Amblyopie) und des Augenzitterns (Nystagmus) sowie deren Folgen den Augenarzt zu unterstützen und Teilaufgaben zu übernehmen. Weitere Aufgaben stellen sich der Orthoptistin in der Untersuchung und Rehabilitation von sehbehinderten Kindern und Erwachsenen. Siehe auch www.orthoptistinnen.de

Schulungen werden heute kaum noch durchgeführt. Es erfolgt eher eine Anleitung zum Selbsttraining in ausgewählten Fällen. Neigt das Auge eines Kindes z.B. zum Abweichen nach der Seite beim Nahsehen (sogenannte Konvergenzinsuffizienz), z.B. beim Lesen, kann dies mit der sogenannten STIFT-Methode trainiert werden. Hierbei wird 15 Minuten pro Tag an 5 Tagen die Woche, der Blick auf einen vor die Nase gehaltenen Stift mit einem kleinen Buchstaben oben drauf gerichtet und dann der Stift immer näher an das Gesicht geführt. Sobald der Buchstabe doppelt erscheint, wird die Bewegung abgebrochen. Ziel ist es, auf Dauer immer näher heranzukommen und so die Fähigkeit beider Augen sich auf einen Gegenstand in der Nähe doppelbildfrei zu konzentrieren (zu fokussieren), zu verbessern.

Auf keinen Fall verwechselt werden dürfen diese wissenschaftlich anerkannten Schulungen mit dem 1919 von einem amerikanischen Augenarzt (William Bates) entwickelten Augentraining nach Bates, bei dem durch Entspannungsübungen und Training der Augenmuskeln Sehfehler vermindert oder behoben werden sollen. Er ging davon aus, daß nicht Mißverhältnisse von Augenlänge und Brechkraft der optischen Medien des Auges die Ursache der Sehfehler sind, sondern "Verspannungen und Verkrampfungen der Augenmuskulatur und der Augennerven". Hier hat sich leider herausgestellt, daß die Übungen zwar einen gewissen Entspannungseffekt haben, aber Sehfehler - insbesondere die Alterssichtigkeit - eben doch nicht dadurch behoben werden können, da hier nun mal ein optisches, bautechnisches Problem des Auges besteht. Gleiches gilt auch für die Rasterbrille, die zwar beim Tragen eine Verbesserung bewirkt aber keinen Trainingseffekt - wie angegeben - mit dem man dann danach auch ohne sie besser sieht. Einen Erfahrungsbericht zum Augentraining finden sie HIER

Was ist ein Optometrist ?

Die Optometrie ist die Lehre der Messung und Bewertung von Sehfunktionen. Der Begriff Optometrie setztsich aus “opt” (griech.: “optike” = “Lehre vom Sichtbaren”, “optiko” = “zum Sehen gehörig”, “opsis” = “das Sehen”) und “metron” (griech.: “Zählung”, “Messung”) zusammen.

Optiker und Optometrist klingt für manche ähnlich, ist aber etwas anderes. Der Augenoptiker ist ein Handwerksberuf mit Meisterprüfung. Er lernt alles über den Ausgleich von Sehfehlern mit Brillen und Kontaktlinsen, die Herstellung und Bearbeitung von Brillengläsern, sowie die Herstellung und Anpassung von Brillen.

Zusätzlich zur Bestimmung der Sehschärfe und der optimalen Brillen- bzw. Kontaktlinsenkorrektion werden bei einer optometrischen Untersuchung unter anderem auch der Augeninnendruck, das Gesichtsfeld, das Kontrast- und Farbensehen sowie das Sehen in der Dämmerung mit technischen Geräten geprüft. Die Optometrie geht über die Qualifikation des Optikers hinaus.

Jeder Augenoptikermeister, der den Titel "Optometrist (ZVA/HWK)" führen darf, hat sich zuvor in einem über 400-stündigen Kurs das neueste Wissen über Sehqualität und Optometrie angeeignet und erfolgreich eine dreitägige Prüfung abgelegt. Alternativ kann in Deutschland an sechs Fachhochschulen Augenoptik/Optometrie studiert werden

Anders als bei Rechtsanwälten oder Ärzten ist die Berufsbezeichnung “Optometrist” jedoch nicht gesetzlich geschützt. Dennoch muß gemäß Wettbewerbsrecht jeder der im Geschäftsverkehr als Optometrist auftritt, besondere Qualifikationen in der Optometrie haben. So entschieden die Stuttgarter Richter am 14. Juli 1993, dass nur derjenige sich Optometrist nennen dürfe, der nachweislich über optometrische Kompetenzen verfügt, die deutlich über denen eines Augenoptikermeisters oder eines staatlich geprüften Augenoptikers liegen.

Die Ausbildung zum Optometristen ist je nach Land verschieden und hat beispielsweise in Großbritannien eine deutlich biomedizinische Ausrichtung. Dort lernen die Studenten sehr viel mehr über Anatomie, Physiologie und Pathologie des Auges, Früherkennung von Augenkrankheiten und Pharmakologie. Dies geht stark in den Bereich des Augenarztes hinein und soll ihn in Teilbereichen ersetzen. Dies ist insofern problematisch, da der komplette medizinische Background des Augenarztes hier größtenteils fehlt und viele Entscheidungen auf mit Diagnostikgeräten erhobenen Werten basieren.. Leider sind die Zusammenhänge häufig viel komplexer als so ein Gerät das in Zahlen fasst und gehen tief in die Medizin d.h. Systemerkrankungen hinein. Deswegen ist dieses Berufsbild in Deutschland sehr umstritten und es gibt bisher nur wenige Optometristen. Von Seiten der Augenärzte wird dieses Berufsbild als unnötig und gefährlich erachtet, da so entscheidende medizinische Zusammenhänge nicht beurteilt und berücksichtigt werden können.

Was ist ein Ocularist ?

Auch dies klingt für manche ähnlich, ist aber etwas ganz anderes. Ein sogenannter “Augenkünstler”, d.h. jemand der künstliche Augen herstellt. Es handelt sich dabei um einen spezialisierten Glasbläser, der erstaunlich echte Augenprothesen aus mehreren Schichten Glas herstellt, um nach Verlust eines Auges durch notwendige Entfernung (Enukleation) aufgrund einer Verletzung oder eines Tumors, einen kosmetisch schönen Zustand wieder herzustellen. Siehe z.B. auch auf folgender kommerzieller Seite

(Stand 11.01.2021)